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Herausforderung Wohnen im Alter

02.06.2023 Adrian A. F. Spiess, Volkswirtschafter beim HEV Schweiz

Laut Bundesamt für Wohnungswesen wird bis ins Jahr 2025 jede fünfte Person in der Schweiz über 65 Jahre alt sein. Ein Alter, mit dem sich zunehmend auch die Wohnbedürfnisse verändern.

Spätestens wenn die Kinder ausgezogen sind und die Pensionierung näher rückt, sollte man sich Gedanken über die eigenen Wohnbedürfnisse und die künftigen Ansprüche an die Lage und die Barrierefreiheit machen. Die Möglichkeiten sind so vielseitig wie die Menschen, die sich für eine Wohnform entscheiden müssen. Selbstgenutztes Wohneigentum, Cluster-Wohnen, Mehrgenerationenhäuser, Wohngemeinschaft oder betreutes Wohnen stehen unter anderen zur Auswahl.

Nebst dem Innenausbau ist vor allem auch die Lage der Wohnung in Bezug auf den gelebten Alltag zentral. Öffentliche Verkehrsmittel und Einkaufsmöglichkeiten sollten in Gehdistanz erreichbar sein. Eine durchmischte Nachbarschaft aller Altersklassen hat gesellschaftlichen Wert und ermöglicht Nachbarschaftshilfe, die über ambulante Pflegedienste, Mahlzeitendienste und Hausnotrufsysteme hinausgeht und ganz nebenbei auch vor Vereinsamung schützen kann.

Unabhängig davon, für welche Wohnform man sich im Alter entscheidet, sollte das künftige Zuhause altersgerecht sein. Es ist sinnvoll darüber nachzudenken, welche Änderungen oder Anpassungen künftig notwendig sein könnten, um sicher und komfortabel zu wohnen. Eine gute, weitsichtige Planung kann dazu beitragen, die Selbständigkeit und Mobilität merklich zu verbessern.

Neben einem Gemeinschaftsraum sollten Mehrpersonenhaushalte mindestens ein individuelles Zimmer pro Person einplanen. Dies ermöglicht bei Bedarf das Schlafen in separaten Zimmern, das Radiohören und Fernsehen, ohne die Mitbewohner zu stören und bietet einen individuellen, privaten Rückzugsort. Im Zweifelsfall sollte man sich folglich eher für mehrere kleine Zimmer als für wenige grosszügige Räume entscheiden. Im Idealfall steht auch ein Sitzplatz mit Sonneneinstrahlung zur Verfügung, zum Beispiel in Form eines Gartens, oder eines Balkons. So kann man auch bei reduzierter Mobilität Sonnenlicht geniessen und Vitamin-D tanken. Da im Alter die Hitze eher schlechter vertragen wird, sind auch Nord-orientierte Aussenräume sehr beliebt.

Neben der Raumaufteilung ist das Thema der Barrierefreiheit nicht zu unterschätzen, auch wenn viele zum Zeitpunkt des Wohnungswechsels noch uneingeschränkt mobil sind. Stolperfallen und Hindernisse für Rollstühle oder Rollatoren – zum Beispiel Stufen oder Schwellen – sollten nicht vorhanden sein oder eliminiert werden. Handläufe an Treppen und Haltegriffe im Badezimmer helfen, das Sturzrisiko zusätzlich zu minimieren. Eine helle Beleuchtung unterstützt das Sehvermögen und gilt auch als praktikable Sturzprävention. Auch auf die einfache und sichere Bedienbarkeit von Geräten und Armaturen sowie die mühelose Erreichbarkeit von Schränken und Ablageflächen sollte geachtet werden. Rollstuhlgängige Wohnungen bestechen auch ohne auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein durch Ihre Praktikabilität. So besteht in Nassräumen genügend Platz sich ungehindert bewegen zu können und bei Bedarf sich eine Sitzgelegenheit in der Dusche zu schaffen. Arbeitsflächen in der Küche haben eine angepasste Höhe und Schrank- und Bedienelemente sind gut greifbar.

Nebst den Ansprüchen an den Wohnraum und die Wohnumgebung ist es zudem ausschlaggebend, die Wohnsituation auf die finanziellen Verhältnisse, also die Finanzierbarkeit der Vollkostenrechnung inkl. Zinsen, Steuern und Abgaben auszurichten, um die Lebensumstände nicht noch zusätzlich zu erschweren, denn sowohl ein Umbau als auch ein Umzug können sehr teuer sein.