Das Einfamilienhaus der Familie Grunder in Brienz / BE ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Wohnhaus mit viel Herzblut und gezielten Eingriffen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden konnte, um eine optimale Energieversorgung zu erreichen. Den Eigentümern war es dabei ein wichtiges Anliegen, die alte Bausubstanz zu erhalten und den ursprünglichen Charakter des Hauses zu bewahren. Und dies aus gutem Grund…
Zurück ins Familienheim
Die Geschichte beginnt nämlich bereits in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Grosseltern der jetzigen Besitzer das Haus erworben hatten und ein erstes Mal umfassend erneuerten. Teile des Hauses blieben über die gesamte Zeit hinweg in Familienbesitz, obwohl die Familie selbst nicht mehr in Brienz wohnte. Erst 2016 entschloss sich Familie Grunder, wieder in das Haus zurückzukehren und dieses ganz zu übernehmen. Ein Grund dafür war auch, dass der an Altersdemenz leidende Vater der Besitzer-Familie öfter aus dem Altersheim verschwand und im Garten seines ehemaligen Elternhauses wiedergefunden wurde.
Das Brienzer Einfamilienhaus nach der Erneuerung 1932. Der Charakter des Hauses konnte bewahrt werden. (v.l.n.r.)
Etappen der Sanierung
Nach einer ersten Sanierungsetappe des mittleren Geschosses im Jahr 2017 wohnte die Familie im ersten Stock und der Vater im erdgeschossigen Studio. Durch den Umzug ergab sich ein deutlich längerer Arbeitsweg für den Eigentümer. Die zusätzlichen Autokilometer sollten nicht fossil, sondern mit Strom zurückgelegt werden. Mit der zweiten Erneuerungsetappe bot sich dann die Gelegenheit, den «Fahrstrom» möglichst selbst zu produzieren.
Von Ende 2018 bis in den Frühling 2019 hinein wurde das Dachgeschoss erneuert und das Dach neu gedämmt. Mit einer 24 cm dicken Wärmedämmung wird neu ein U-Wert von 0,15 W / m2K erreicht. Die Eindeckung erfolgte mit einer ganzflächigen, gut integrierten monokristallinen Photovoltaikanlage. Die nach Ost und West ausgerichtete 26,9 kWp grosse Anlage produziert während eines Jahres rund 24000kWh Strom. Die optimale Ausnützung der Dachfläche verlangte jedoch den Verzicht auf Dachflächenfenster und andere Durchbrüche. Bei der Erneuerung wurden auch die Fenster sowie die alte Ölheizung ersetzt.
Energieeffizient geht auch bei alter Bausubstanz
Durch die neue Luft-Wasser-Wärmepumpe kann die selbst erzeugte Energie vom Dach nicht nur für das Auto, sondern auch für die Raumwärme, das Warmwasser und den Haushaltsstrom genutzt werden. Hierfür werden jährlich rund 10 800 kWh Elektrizität benötigt. Zusammen mit dem Strom für das Auto resultiert daraus ein Jahresbedarf von 18 200 kWh, der gut über die eigene Photovoltaikanlage gedeckt werden kann. Für das Haus (ohne Elektromobilität) wird eine Eigenversorgung von 222 Prozent erreicht.
Eine weitere Optimierung erfolgte durch den Einsatz eines Batteriespeichers mit einer Ladekapazität von 26 kW. Dank dieses Speichers kann der Autarkiegrad des über hundertjährigen Gebäudes auf nahezu 60 Prozent angehoben werden. Aktuell ist noch eine Optimierung und Justierung aller Anlagekomponenten im Gang.
Für den Einbau der Photovoltaikanlage und des Batteriespeichers sind den Eigentümern Mehrkosten von ca. Fr. 20 000.– entstanden. Der Batteriespeicher selbst kostete weitere Fr. 20 000.–. Dank des sehr hohen Eigenverbrauchanteils werden sich die Kosten für diese Bauteile jedoch innerhalb von 20 Jahren gut amortisieren lassen.
Die vorläufig letzte Ausbauetappe erfolgte im vergangenen Jahr. Nordseitig wurde die Parkplatzsituation verbessert und darunter eine geräumige Gartenhalle errichtet. Zusammen mit der Gartengestaltung hatten diese Arbeiten zwar keinen Einfluss mehr auf die Energieeffizienz, umso mehr aber auf den Wohlfühlfaktor der Bewohner.
Das Projekt in Brienz zeigt exemplarisch auf, wie mittels gezielter Eingriffe ein Optimum an Energieeffizienz erreicht und gleichzeitig der Wert alter Baukultur erhalten werden kann.