• News

10 Jahre HEV-Sondersolarpreis

27.10.2022 Stefan Aeschi, dipl. Arch. ETH, Experte Bau- und Energietechnik, in Zusammenarbeit mit der Solar Agentur Schweiz

In diesen drei Einfamilienhäusern konnte der bisherige Energieverbrauch um 70 % bzw. sogar 80 % reduziert werden – die Eigentümerschaften sind somit nicht mehr auf zugeführte Fremdenergie angewiesen.

Der HEV Schweiz befasst sich nicht erst seit der Energie- und Ukraine-Krise mit dem Energieverbrauch der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer. Bereits 2013 konnte der erste HEV-Sondersolarpreis für eine «PlusEnergieBau»-(PEB)-Sanierung in Giebenach, BL, überreicht werden. Nachstehend werden drei ausgezeichnete Einfamilienhaus-Beispiele vorgestellt. Sie konnten den bisherigen Energieverbrauch um 70 % bis 80 % reduzieren und sind nicht mehr auf zugeführte Fremdenergie angewiesen. 

HEV-Solarleuchtturm im Kanton Basel-Landschaft 2013

Das Einfamilienhaus (EFH) der Familie Fluhbacher in Giebenach wurde im Jahr 2003 nach 30 Jahren etappenweise saniert. Das EFH verfügt neu über bessere Fenster. Dank der guten Wärmedämmung konnte der bisherige, vor allem fossile Energieverbrauch von 39 000 kWh / a um 73 % auf 10 700 kWh / a reduziert werden. Eine vorbildlich dachintegrierte und 20 kWp starke Photovoltaikanlage (PV) versorgt seither das 196 %-PEB-EFH mit 21 000 kWh / a. Mit dem Solarstromüberschuss von 10 300 kWh / a könnten jährlich noch vier E-Autos je 10 000 km CO2- frei fahren. Bei steigenden Energiepreisen muss sich die Familie Fluhbacher keine Sorgen machen. Seit 2014 erhält sie keine Energierechnungen mehr. Wie Toni Fluhbacher am 11. Oktober 2022 erklärte, erzeugt sein PEB-EFH seit Inbetriebnahme der PV-Anlage praktisch jedes Jahr 10 bis 20 % mehr Solarstrom, als im Jahr 2013, als es für den HEV-Sondersolarpreis angenommen wurde.

HEV-Solarleuchttürme im Kanton Bern

Weitere vorbildliche PEB-EFH-Sanierungen, die der HEV mit dem HEV-Sondersolarpreis auszeichnete, findet man zum Beispiel in den Berner Gemeinden Hünibach und Brienz bei Interlaken am Brienzersee. 

HEV-Solarpreis für PEB-EFHSanierung in Hünibach, BE

Die Familie Christen Townsend in Hünibach, BE sanierte ihr Einfamilienhaus etappenweise von 2008 bis 2013. Im ersten Jahr dämmte die Familie Wände und Decken. 2011 ersetzten die Christen Townsends fast alle Fenster. Im Folgejahr erstellten sie einen neuen, thermisch getrennten Balkon und integrierten Vakuum- Röhrenkollektoren. 2013 / 14 wurden die Aussenwände und das Dach erneuert und besser gedämmt. Dank dieser Effizienz- und Dämmungsmassnahmen sank der Gesamtenergieverbrauch um 80 %, von 40 700 kWh / a auf 8300 kWh / a. Zuletzt installierte die Familie eine vorbildlich integrierte 21 kWp starke PVDachanlage. Diese produziert seither jährlich rund 20 700 kWh – aber schickt nie eine Energierechnung.

HEV-Solarpreis für PEB-DEFHSanierung in Brienz, BE

Seit mehreren Generationen ist das Doppeleinfamilienhaus in Familienbesitz und erlebte so manche Erneuerung. Mit der neuesten PEB-Sanierung wurde das bald hundertjährige Haus 2019 / 20 ökologisch und ökonomisch dem heutigen Standard angepasst, ohne den Charme der langen Geschichte zu verlieren. Das DEFH verbrauchte bis zur Sanierung 55 300 kWh / a. Nach der PEB-Sanierung sank der Gesamtenergieverbrauch um 80 % auf 10 800 kWh. Herzstück ist die ganzflächige, ästhetisch ansprechend integrierte 27 kWp Photovoltaikanlage. Sie erzeugt rund 24 000 kWh pro Jahr. Mittels Wärmepumpe, Batteriespeicher und integrierter Elektromobilität wird die selbst erzeugte Energie optimal genutzt. Das 222 %-«PlusEnergiehaus» produziert mehr als doppelt so viel Energie, wie es jährlich benötigt. Ein Teil des hohen CO2-freien Solarstromüberschusses von 13 300 kWh / a dient dem Hauseigentümer und Berufsschullehrer dazu, täglich mit seinem E-Auto emissionsfrei von Brienz nach Thun und zurück zu fahren. Der Rest wird eingespeist. Den Eigentümern war es ein wichtiges Anliegen, die alte Bausubstanz zu erhalten und den ursprünglichen Charakter des Hauses zu bewahren. Das DEFH der Familie Grunder in Brienz ist ein schönes Beispiel für ein Wohnhaus, das mit viel Herzblut und gezielten Eingriffen auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde, um eine optimale Energieversorgung zu erreichen. Alle drei PEB-Sanierungsbeispiele gewannen 2013, 2014 respektive 2020 jeweils den mit 5000 Franken dotierten HEV-Sondersolarpreis für vorbildliche EFH-Sanierungen.

HEV-Sondersolarpreis: optimal für das Pariser Klimaabkommen

Ziel und Zweck des HEV-Sondersolarpreises ist es, landesweit optimale EFH-Sanierungen aufzuspüren, die preisgünstig und ideal saniert wurden. Bei den erwähnten PEB-Beispielen müssen die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer keine fossil-nuklearen Energien zukaufen – im Gegenteil: Sie können die CO2-freien Solarstromüberschüsse für das eigene E-Auto verwenden oder ins Netz einspeisen. Wie der «Solarstrom Potentialstudie 2022» mit gemessenen Werten zu entnehmen ist, beträgt das Schweizer Solarstrom-Potential der Gebäude 127 bis 435 TWh / a – je nach Solarstromzubau. Dabei verfügen die «MinergieP»-EFH über das beste Solarstrom- Verhältnis im Vergleich zum Jahresverbrauch. Der bisherige Weltrekord liegt beim 800 %-PEB-EFH in Waltensburg, GR: Jahresverbrauch 5000 kWh – Produktion 40 000 kWh / a , das reicht, um zusätzlich noch 25 E-Autos CO2-frei zu versorgen. Nicht alle EFH erreichen solche Ergebnisse; sinnvoll ist jede Sanierung, die den durchschnittlichen 80 %- Energieverlust (IP 10.3873) im Gebäudesektor reduziert. Im Durchschnitt amortisieren sich Minergie- / PEB-Investitionen innerhalb von 9 Jahren. Beim aktuellen Stand von gut 1 Mio. EFH verfügen die PEB-EFH über ein erhebliches Solarstrompotential von rund 25 TWh / a mit einer hohen gewerblichen Inlandwertschöpfung. Berücksichtigt man den Eigenenergieverbrauch sehr grosszügig mit 15 TWh / a , verbleibt noch CO2-freier Solarstrom-Überschuss von rund 10 TWh / a im Gegenwert von über 1 Mrd. Franken pro Jahr. Das als Alternative zur bisherigen Überweisung von rund 8 Mrd. Franken für fossil-nukleare Energieimporte. Dank der hohen CO2-freien Solarstromüberschüsse können die oben erwähnten Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer nicht nur den gesamten Gebäude- und Verkehrsenergieverbrauch selbst emissionsfrei decken, sie erfüllen alle auch die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens.