Haus bauen erfordert eine Vielzahl von Entschiedungen

Wer ein Haus bauen möchte, steht vor einer Vielzahl von Entscheidungen welche anstehen. Dabei ist für den Laien nicht immer ersichtlich, welche Fragen zu welchem Zeitpunkt geklärt werden müssen. Die Auswahl eines Türdrückers ganz zu Beginn der Planung kann emotional zwar ein guter Einstieg in den Hausbau sein, ist zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht relevant.

Als Hilfestellung zu den einzelnen Planungsschritten beim Haus bauen kann das Phasenmodell des Schweizerischen Ingenieur und Architektenvereins (SIA) beigezogen werden.

1. Strategische Planung

Im ersten Schritt muss geklärt werden, welche Bedürfnisse das neue Gebäude erfüllen soll. In diesem Zusammenhang ist auch das Grundstück zu beurteilen: Eignet sich dieses für die vorgesehene Nutzung oder wie kann dieses ideal genutzt werden. In dieser ersten Phase ist der Beizug einer Fachperson noch nicht zwingen, kann bei der Fragestellung jedoch hilfreich sein.

  • Welche Wohn- oder andere Bedürfnisse sind zu erfüllen? Welche Wohnfläche wird benötigt und wie verändern sich diese Bedürfnisse?
  • Welche Art Gebäude soll erstellt werden (Einfamilienhaus, Reihenhaus oder Mehrfamilienhaus)?
  • Beurteilung des Grundstücks
    – Standort und damit verbundene Mobilität
    – Besonnung (passive Energienutzung)
    – Vorgaben der Bauordnung, Grenzabstände

Nicht zuletzt geht es in dieser Phase auch darum, die Finanzierung zu planen. Dies mittels Budgetplanung und Klärung der Drittfinanzierung des künftigen Eigenheims. Auch steuerlich wird das neue Haus Auswirkungen haben.

2. Vorstudie

  • In der Vorstudie werden erste konkrete Entwürfe erstellt. Dabei sind grundlegende Entscheide zu fällen:
  • Auswahl Planungsteam (Architekturbüro). Auf der MINERGIE-Gebäudeliste befinden sich sämtliche zertifizierten Bauten mit den zugehörigen Planern.
  • Auswahl des Energiestandards
  • Vorgaben an die Ökologie, Materialwahl und Graue Energie

In der Vorstudienphase ist der Einfluss auf den Energieverbrauch besonders gross und verdient deshalb besondere Beachtung. So ist beispielsweise auf eine kompakte Bauform zu achten.

3. Projektierung (Vorprojekt und Baubrojekt)

Bei der Projektierung stehen weitere wichtige Entscheide an:

  • Optimierung der Gebäudehülle, Einbezug passive Solarenergienutzung
  • Optimierung des Energieaufwandes für die Erstellung (Graue Energie) (Minimierung Tiefbau, einfaches statisches Konzept, kurze Leitungen)
  • Wahl der Gebäudetechnik, Heizung, Lüftung, Warmwasser, Geräte
  • Überlegungen zur Energieeigenproduktion
  • Gute Voraussetzungen für Unterhalt und Reinigung

Bei der Betrachtung von Varianten ist immer der gesamte Lebenszyklus (Investitionsaufwand, Lebensdauer, Betriebs- und Energieaufwand) zu beurteilen.

4. Ausschreibung

Spätestens jetzt gilt es die Materialien für Böden und Wände zu definieren und die Küche auszusuchen um diese Wünsche von verschiedenen Handwerkern offerieren zu lassen.

Bei der Ausschreibung gilt es, die Leistungen verschiedener Unternehmer zu vergleichen. Neben dem Preis sind die Qualität und die Erfahrung der Anbieter, sowie zusätzliche Dienstleistungen ebenfalls zu berücksichtigen. Lokale Anbieter und Produkte haben kürzere Transportwege, was die Umweltbelastung reduziert. Auch für den zukünftigen Unterhalt und Betrieb ist es vorteilhafter lokale Partner zur Verfügung zu haben.

Bei der Gebäudetechnik ist die Leistungsgarantie von EnergieSchweiz oder sind die Standards der Fachverbände (z.B. Wärmepumpen-System-Modul) zur verlangen. Bereits jetzt ist auf eine gute Einregulierung der Gebäudetechnik zu bestehen.

5. Realisierung

Bei der Ausführung auf der Baustelle ist primär der Planer gefordert um sicherzustellen, dass beim Haus bauen alles wie geplant umgesetzt wird.

Anlässlich der Abnahme ist auf eine sorgfältige Einstellung und eine gute Dokumentation der gebäudetechnischen Anlagen Wert zu legen. Eine Prüfung der Luftdichtigkeit (Blower-Door-Test) kann Undichtigkeiten aufzeigen beziehungsweise die Ausführungsqualität bestätigen.

6. Bewirtschaftung/Nutzung

Ein optimales Benutzerverhalten und eine gute Wartung der gebäudetechnischen Anlagen halten den Energieverbrauch tief. Es ist Aufgabe des Gebäudeeigentümers Mieter und Nutzer über die richtige Handhabung der Anlagen zu instruieren.

Mit einer regelmässigen Verbrauchserfassung erhalten Sie wertvolle Hinweise für eine periodisch notwendige Betriebsoptimierung.

Mit dem Bezug verändern sich auch die Anforderungen an die Gebäudeversicherungen. Entsprechend sind diese nun anzupassen. Spätestens jetzt ist auch eine Mitgliedschaft beim HEV in Erwägung zu ziehen.

Bauversicherung
BILD: FOTOLYSE/FOTOLIA

Bauversicherung

Beim Bauen und Renovieren lauern unvorhersehbare Gefahren. Wichtig ist deshalb ein angemessener Versicherungsschutz für die verschiedenen Bauphasen.